Hey DJ – Let’s Dance

Never trust DJ's who can't dance

Zugegeben, es kommt ausgesprochen selten vor, dass ich wirklich mal privat als Gast auf einer Hochzeit bin – und wenn doch, dann freue ich mich eigentlich am meisten darauf, das Tanzbein wieder schwingen zu können. Dafür braucht es neben dem passenden Tanzsportgerät allerdings auch einen DJ, der was davon versteht…

Jetzt werdet Ihr sagen – „Hey was ist so schwer daran, dass ein DJ coole Musik spielt? Gibt doch echt ein paar super Klassiker und aktuelle Hits, die garantiert zum Tanzen anregen.“ Ja da habt Ihr durchaus Recht. Ich meine aber nicht rhythmisch abzappeln sondern ganz altmodisch Paartanzen. Ja genau – Tanzen mit anfassen und dann auch noch miteinander in die gleiche Richtung und so.

Meistens gibt es netterweise für die „älteren Semester“ nachdem Eröffnungstanz immer eine Tanzrunde, wo ein bisschen Wiener Walzer, Discofox oder auch mal Foxtrott oder Cha Cha läuft. Und ganz ehrlich – meistens reicht das auch vollkommen aus. Aber und jetzt kommen wir zu dem Punkt, der mich in dieser Sache echt gestört hat:

Dazu der folgende Tatsachenbericht

Ich also eingeladen auf der Hochzeit einer meiner früheren Tänzerkolleginnen. Die Braut selbst ist eine aktive Turniertänzerin und es waren genügend aktive oder zumindest tanzbegeisterte Gäste eingeladen. Dementsprechend auch das Briefing für den DJ.

Ein DJ, der übrigens schon ziemlich lange im Geschäft ist, dementsprechend damit wirbt und auch mal locker über einen Tausender verlangt… Mehr Details gibt es nicht, wir wollen ja niemanden offen bloßstellen…

So und dann ging das Dilemma los. Ganz davon abgesehen, dass die Musik eigentlich immer unpassend war. Beim Einzug ein bekannter Seriensoundtrack in 15 Minuten Endlosschleife, die Musik während des Essens praktisch nicht vorhanden und am Abend die seltsamste Auswahl an „Partymusik“, die ich je gehört habe. Abgesehen davon, dass Auflegen mit CDs heute eigentlich auch nicht mehr so up to date ist…

Sei es drum, solange das Brautpaar zufrieden ist, passt es ja. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Aber und das geht jetzt mal einfach gar nicht, war das Thema Tanzmusik.

Tanzmusik des Grauens

Nach dem Eröffnungstanz ging es mit der ersten Tanzrunde los und schon startete das Desaster:

  • Grundsätzlich nur schwere Wiener Walzer Klassiker von Strauss und Co. in endlos Versionen und mit Tempowechsel – glaubt mir, auf sowas hat man beim Tanzen eigentlich gar keine Lust.
  • Kein einziger moderner Discofox nur 80er und dann leider auch noch so einige aus der Ära des Disco-Samba.
  • Grundsätzlich solange den gleichen Tanzstil gespielt bis die Fläche leer war (ganz ehrlich, nach dem dritten Discofox hat man einfach keinen Bock mehr).
  • Der DJ kannte den Unterschied zwischen Wiener und Langsamen Walzer nicht. Bei einem Musikwunsch sollte man sich einfach auf den extra dafür mitgebrachten Windows-Rechner (sorry für den Seitenhieb…) einfach durch die Walzerliste hören, ob was Passendes dabei ist.
  • Insgesamt bestand das Tanzmusikrepertoire des DJs nur aus Cha Cha Cha (die ganzen 80er Tanzschulhits, ich sag nur „PataPata“), Discofox und schrecklichen Wiener Walzern.
  • Ein Teil der Verwandtschaft kam aus einer ziemlich ländlichen Gegend, die sind abgegangen wie Schmitz Katze, als einmal eine Polka kam. Initiiert als Spezial-Zwangstanzeinlage für die Braut. Wenn ich das als DJ weiß, warum spiele ich nicht noch eine zweite irgendwann um auch diese Leute wieder von ihren Stühlen zu holen? Begleitet von einer kleinen charmanten Moderation wären sie bestimmt auch wieder auf die Fläche gekommen.
  • Und ein Punkt den ich einfach mal gar nichtverstehe: ja die Braut wollte hauptsächlich 80er  – aber mal ehrlich, wenn ich mich professioneller Hochzeits-DJ nenne, dann muss ich doch soviel Erfahrung haben, dass ich damit nicht jeden erreiche… und vielleicht nicht den ganzen Abend konsequent nur 80er spiele…

So könnt Ihr Euch vorbereiten

Bevor jetzt irgendwie der Shitstorm losgeht hier ein paar gut gemeinte Ratschläge von einer Tänzerin an DJs, die in die Situation kommen, dass explizit Tanzmusik gefordert wird.

  • Auch wenn Ihr eigentlich keine Tänzer seid und null Ahnung davon habt. Schaut Euch doch bei You Tube mal an, was es so für Tanzstile gibt.  Wir haben auch schon ein paar Sachen in unserem Artikel 7 Varianten des Hochzeitstanzentsprechend verlinkt
    • Aus meiner Sicht könnt Ihr Musik für die folgenden Tänze garantiert in eine Tanzrunde einbauen
      • Wiener Walzer (einfach mal schauen, wie so die Resonanz auf den gemeinsame Walzer nach dem Eröffnungstanz war)
      • Cha Cha Cha
      • Jive
      • Quickstep/Foxtrott
      • Salsa oder auch ein Merengue (abhängig vom Publikum)
      • Samba (kann man super in Latin-Runden einbauen, solltet Ihr aber schauen ob die Gäste überhaupt auf sowas abfahren)
      • Discofox
    • Wenn es besonders romantisch sein soll dann geht auch mal das Folgende:
      • Rumba
      • Bachata
      • Langsamer Walzer
    • Wovon Ihr eher die Finger lassen solltet sind die folgenden Tanzstile, es sei denn es ist ein Musikwunsch den Ihr einfach nicht abschlagen könnt
      • Tango (zu exotisch und dramatisch)
      • Paso Doble (können eigentlich nur Turniertänzer– also wenn sie nicht gerade eine spontane Show tanzen wollen, dann braucht Ihr das garantiert nicht spielen)
      • Slow Fox (hier gilt das Gleiche wie Paso Doble)
  • Bereitet Euch besser vor – Ihr solltet zu allen möglichen Tanzstilen wenigstens ein paar Lieder dabei haben
    • Ihr könnt dazu schauen, was man alles so auf gängige Lieder tanzen kann. Ihr wärt überrascht, was alles Tanzmusik ist. Dafür empfehlen wir Euch den Tipp aus dem folgenden Artikel „Was kann man denn darauf tanzen“
    • Oder Ihr kauft Euch einfach eine CD oder ein Album auf itunes oder anderen bekannten Plattformen nur mit Tanzmusik. Dann braucht Ihr Euch gar nicht damit beschäftigen und habt trotzdem alles dabei. Ich habe Euch ein paar Alben heraus gesucht, die ich empfehlen würde. Da seid Ihr natürlich frei und könnt nach persönlichem Geschmack entscheiden. Diese findet Ihr am Ende des Artikels verlinkt.
    • Oder Ihr fragt einen Tänzer aus Eurem Umfeld, dass er oder sie euch diesbezüglichein paar Tipps gebt (hmmmm vielleicht sollte ich das als Beratungsleistung anbieten :-))
    • Oder wenn Euch das nicht zu doof ist, dann fragt das Brautpaar welche Tänze es gerne auf seiner Hochzeit haben möchte und ob es vielleicht Lieblingslieder dazu hat…
  • Wenn Ihr eine Tanzrunde spielt dann nie nur ein Tanzstil und schon gar nicht zig mal hintereinander. Wart Ihr mal auf einer richtigen Tanzparty? Dort werden je nach Tanzschule alle Tänze in beliebiger Reihenfolge hintereinander gespielt und auch nur jeweils ein Song. Es sei denn Ihr seid auf einer Salsaparty oder Tangomilonga. Denke das ist klar. Meine Empfehlung für Hochzeiten – spielt maximal 2 Songs hintereinander das gleiche Tanzgenre und wechselt dann zu einem anderen Genre. Sonst kann schnell Langeweile aufkommen. Übrigens: beobachtet Eure Gäste – viele tanzen zwar gerne, habe aber Probleme am Anfang zu erkennen um welchen Tanz es sich handelt. Man kann hier durchaus auch mal kurz eine Ansage machen, was als nächster Tanz kommt, vor allem wenn es sich vielleicht um einen Exoten handelt. Wiener Walzer und Discofox kennen eigentlich alle, das sollte kein Problem sein.

Fazit

Ich weiß ich wiederhole mich, aber – bei den meisten Hochzeiten ist es völlig wurscht wie viel Ahnung Ihr von dem Thema Paartanz habt. Sollte allerdings extra danach gefragt werden, dann bereitet Euch zumindest soweit vor, dass Ihr nicht völlig blank dasteht. Denn ganz ehrlich – ich würde diesen DJ, egal wie bekannt er ist und egal wie viele positive Resonanzen er im Netz schon hat einfach nicht empfehlen. Schlichtweg weil er zu seinem Job total unvorbereitet kam…

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