Ich hab ein bitte was? Ja, bei dieser Antwort haben wir auch nicht schlecht aus der Wäsche geschaut… Vor allem, warum meint man uns mit sowas drohen zu können?
Normalerweise findet man ja zu Haufen Artikel darüber, welcher Hochzeitsdienstleister seinen Job nicht versteht, warum man von diesem oder jenem die Finger lassen sollte und so weiter. Aber habt Ihr Euch schon mal überlegt, was uns so ständig passiert und mit was wir konfrontiert werden? Und genau dazu werden wir auch immer mal wieder Artikel veröffentlichen – denn schließlich behaupten wir ja ein Blog zu sein, der von unserer Arbeit auf und mit Hochzeiten berichtet.
Wir haben schon alles mögliche erlebt: Da ging es um Prellung der Gage, Dokumentenfälschung und noch so einige Klassiker mehr. Und heute habe ich mal ein schönes Beispiel aus der (vermeintlich) juristischen Welt… Und versteht uns bitte nicht falsch – es geht nicht darum ein Brautpaar vorzuführen. Ihr werdet nie einen Namen lesen oder es irgendwie zuordnen können. Aber es gibt Sachen, die kann man nicht einfach so stehen lassen, weil es da einfach an einem Grundverständis an gegenseitigem Respekt mangelt.
Ich muss dazu kurz ein paar Fakten darstellen und den kleinen Seitenhieb austeilen, dass die Braut sich zu diesem Zeitpunkt übrigens im Jurastudium befand…
Der Anfrage-Verlauf
- ich wurde Mitte Dezember schriftlich für eine Hochzeit im kommenden August angefragt
- das Brautpaar hat umgehend ein schriftliches Angebot inkl. aller Leistungen und Preisgestaltung erhalten und wir haben uns noch direkt im Dezember zu einem persönlichen Kennenlernen getroffen
- ein paar Tage später habe ich eine Zusage von dem Brautpaar bekommen und man hat mir direkt den neuen Preis genannt zu dem sie mich buchen würden. Warum spricht man das nicht im Gespräch an und seit wann macht der Kunde dem Dienstleister ein Angebot? Nett war übrigens der folgende Satz in der Email: “Würde uns freuen, wenn dir das Angebot zusagt”.
- Ich also eine Email zurück geschrieben, was man denn machen könnte um auf den Wunschpreis des Brautpaares zu kommen. Ich habe Ihnen also ein neues Gegenangebot gemacht. (man hätte ja auch einfach den Zeitrahmen kürzen können und alles hätte ins Budget gepasst…)
- Man dankte mir für mein Verständnis und wies mich darauf hin, dass der neue Zeitrahmen ja dann überhaupt nicht zu der Hochzeit passen würde. Das hätten wir ja sogar gemeinsam so gesprochen, dass das gar nicht passen würde. Ich bekam ein neues Angebot mit Preisvorstellung unterbreitet. Also jetzt das insgesamt 4. Angebot.
- Ich entschloss mich von meinem Angebot zurück zu treten (am 01.01. dem Brautpaar schriftlich mitgeteilt) und ein anderes Brautpaar an diesem Tag glücklich zu machen. Mir war neu, dass DJ-Leistungen neuerdings auf dem Bazar ausgehandelt werden.
Wir hatten in Summe also 4 Angebote ausgetauscht – zwei von mir an das Brautpaar und zwei von dem Brautpaar an mich. Und um es einmal in eine Zahl zu fassen: diese Diskussionen führte das Brautpaar wegen 120 Eur inkl. Steuer bei einem knapp 4-stelligen Betrag und der Wahl einer sehr sehr teuren Location, wo Hochzeiten im 5-stelligen Bereich starten. Starten, nicht kosten…
Als Dienstleister fühlt man sich nicht unbedingt wert geschätzt bei sowas und ich bin sicher, es hätte auch einen DJ gegeben, der sich günstiger anbietet. Also wenn es nur ums Budget gegangen wäre – Go for it.
Aber damit war es nicht vorbei, ganz im Gegenteil. Ich bekam diese doch sehr deutliche Email der Braut:
Hallo Sam,
schade, dass du uns so spontan absagst. Wir hätten dich sehr gerne für unsere Hochzeit als Dj gebucht und sind auch davon ausgegangen, dass wir uns diesbezüglich einig sind.
Es wäre durchaus schön gewesen, wenn du uns ehrlich gesagt hättest, dass dein letztes Angebot auch dein Letztes ist und wir uns nun entscheiden müssen. Uns vor vollendete Tatsachen zu stellen, obwohl wir uns in einer Vertragsanbahnung befanden, ist insofern sehr unschön und so auch rechtlich nicht möglich – du befindest dich bereits in einem vorvertraglichen Schuldverhältnis mit uns.
Besteht die Möglichkeit, dass du uns zu den angebotenen Konditionen Ersatz anbietest?
Viele Grüße
mal 3 ganz ehrliche Fragen von meiner Seite:
- ein Schriftverkehr mit mehrmaligen abgelehnten Angeboten von beiden Seiten ist doch weit entfernt von “wir sind uns diesbezüglich einig”?!
- zu welchen der vielen angebotenen Konditionen hätten sie denn gerne Ersatz? Ich habe den Überblick verloren…
- und kurzfristig? Ich habe die Anfrage am 11.12. erhalten und ihnen am 01.01. für eine Augusthochzeit (also innerhalb von 3 Wochen) gesagt, dass mir das zu doof ist…
Und vor allem: ein vorvertragliches Was?
Und ja, wenn Ihr es mir nicht glaubt aber das ist genau der Originaltext der Email.
Meine Frau, die gute Backoffice-Fee hat sich dann erbarmt, der angehenden Juristin in meinem Namen die deutsche Rechtsprechung zu erklären. Ich war bei diesem Gebahren emotional nicht in der Lage dazu 🙂
Also für alle betroffenen, Google kann da auch sehr gut weiterhelfen aber hier die Zusammenfassung zum kopieren (dies entspricht übrigens unseren laienhaften juristenhaften Recherchen und stellt keine Rechtsberatung dar. Wir übernehmen keine Verantwortung wenn unser Paragraphen-Interpretieren falsch war):
Hallo liebe (hier einfach den Namen der Braut denken)
vorvertraglich vielleicht aber mit Sicherheit habe ich kein Schuldverhältnis euch gegenüber – ich habe ein Angebot gestellt, ihr habt es nicht angenommen sondern mir ein Gegenangebot gemacht das ich nicht akzeptiert habe, daraufhin habt ihr mir ein neues Angebot gemacht, das ich wiederum nicht akzeptiert habe. Ein Vertrag und meine Zustimmung auf euer Angebot ist damit nie zu Stande gekommen, deswegen gibt es auch nichts was irgendein Schuldverhältnis wäre. Ihr würdet gerne buchen aber zu dem Preis den ihr wollt. Ich weigere mich einfach mal so ein Angebot anzunehmen das potentielle Kunden mir ohne persönliche Rücksprache als Anbieter machen. Dazu bin ich mit Sicherheit nicht verpflichtet und ich bitte dich davon abzusehen mir mit irgendwelchen angeblich rechtlich korrekten Untertönen zu drohen.
Es ist niemals ein Vertragsverhältnis zu Stande gekommen, dies gilt erst wenn von beiden Seiten das Angebot akzeptiert ist und schriftlich fest gehalten. Ich habe euch nichts zugesagt also kann ich auch nicht absagen – wir waren in Vertragsverhandlungen aber sicher nicht im Vertragsabschluss. Bereist in der E-Mail davor hatte ich euch noch einmal klar Preis und Konditionen genannt, die ihr wieder nicht akzeptieren wolltet – wie deutlich wäre es aus eurer Sicht notwendig gewesen? Das war der dezente Hinweis dass ich an den Konditionen nichts ändere, ihr habt sie noch einmal schriftlich vorliegen gehabt – hätte ich drohend schreiben sollen dass wenn ihr nicht sofort ohne Widerworte zusagt dann der Termin weg ist? Warum dann die ganzen Diskussionen um den Preis? Daher kein Vertrag zustande gekommen ist werde ich auch keinen Ersatz zu irgendwelchen Konditionen stellen, das Angebot hat seine Gültigkeit verloren – ihr hättet gerne gebucht aber nie das Angebot akzeptiert.
Rein rechtlich muss ein Vertragsverhältnis von beiden Parteien einvernehmlich akzeptiert werden. Persönlich finde ich es ausgesprochen bedauerlich dass erstens überhaupt über solche lächerliche Summen mit mir gefeilscht wird und mir dann auch noch rechtliche Schritte angedroht werden wenn ich mich weigere mein Angebot daraufhin aufrecht zu erhalten. Ich wiederhole mich gerne noch einmal aber ich denke das weißt du auch – es ist nie ein Vertrag zu Stande gekommen und das gibt es dank des Schriftverkehrs ja auch dokumentiert.
Übrigens definiert sich das vorverträgliche Schuldverhältnis im Sinne der Pflichtverletzung wenn die Vertragsverhandlung ohne wichtigen Grund abgebrochen wird – ein mehrmaliges nicht akzeptieren der Angebotsbedingungen ist für mich nicht ohne wichtigen Grund. Außerdem habe ich nicht in unzurechenbarere Weise das Vertrauen erweckt der Vertrag werde zustande kommen – ich habe Euch 2x entsprechend im Rahmen eines Angebots darüber informiert was ich erwarte damit ein Vertrag zustande kommt. Ihr wart also informiert und aufgeklärt was notwendig gewesen wäre um die Vertragsverhandlungen erfolgreich zu beenden.
Viele Grüße Sam André
Vielleicht etwas zu arrogant? Mag sein – aber was mich an dieser Sache eigentlich am meisten geärgert hat, ist gar nicht die Tatsache, dass jemand mit mir über meinen Preis feilscht. Normalerweise bin ich nämlich sehr umgänglich und finde immer eine Lösung mit den Brautpaaren.
Was mich wirklich geärgert hat, ist die Tatsache, dass man mir mit juristischen Fachbegriffen drohen will, die nicht mal haltbar sind. Traut man mir nicht zu, das einzuschätzen? So nach dem Motto “ist ja nur ein DJ mit dem kann man das machen?”. Ich glaube jeder Richter hätte sich bei diesem gut dokumentierten Schriftverkehr kaputt gelacht warum wir meinen, hier Steuergelder verprassen zu wollen.
Übrigens Ihr schätzt es richtig ein – auf diese Email kamen weder rechtliche Konsequenzen noch jemals eine Antwort zurück. War dann ja wohl nicht so schlimm…
Und beim nächsten Mal habe ich eine nette Geschichte darüber, wie man als Brautpaar Dokumentenfälschung betreibt und doch nicht damit durchkommt.