Nachhaltig, Zero-Waste, umweltfreundlich – diese Stichworte rücken immer mehr in den Vordergrund und polarisieren. Oft fühlen sich Menschen eingeschränkt oder gegängelt, es ist ja so bequem und überhaupt “ich tue doch eh schon so viel”…
Mittlerweile kommt das Thema Nachhaltigkeit oder Ökologie auch immer stärker mit dem Begriff Hochzeit in Verbindung. Es gibt sogar schon Agenturen, die sich speziell auf nachhaltige Hochzeiten spezialisiert haben. Die Nachfrage ist also da…
Nachhaltig Hochzeit feiern:
Nachhaltig und Bio – “Trend” ist eigentlich das falsche Wort. Der Zustand unseres Planeten und unserer Umgebung sollte uns eigentlich alle interessieren. Unser Ziel ist es mit diesem Artikel mit Sicherheit nicht, irgendwen zu bekehren oder überzeugte Veganer aus Euch zu machen. Wir zeigen Euch Möglichkeiten, wie Ihr auch Eure Hochzeit nachhaltiger und biologisch gestalten könnt – ohne auf irgendetwas zu verzichten und sofern Ihr das wollt. Und wer sich dafür nicht interessiert und auch gar nichts mit ökologischen Gedankengut zu tun hat – nunja entweder aus Neugier inspirieren lassen oder einfach nicht weiter lesen 🙂
Mieten statt Kaufen:
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft – das wird uns vor allem durch ständig wachsende Plastikmüllberge immer wieder in den Medien wirklungsvoll vor Augen gehalten. Also warum nicht aus dem Kreislauf ausbrechen und die Lebensdauer schöner Dinge verlängern? Es gibt mittlerweile zahlreiche Dienstleister, die sich auf den Verleih von Hochzeitsdekoration oder Geschirr (sofern die Location nicht dafür sorgt) spezialisiert haben. Warum auf dem Flohmarkt 80 Vintage-Kaffeesets zusammen suchen, die nach der Hochzeit keine Verwendung mehr haben? Bei Buchung des Floristen kann man passende Blumenvasen oder Kerzenständer auch gleich mit mieten.
Second Hand:
Eine tolle Möglichkeit neuwertige Dinge für einen günstigen Preis zu erwerben und damit auch noch die Umwelt zu schonen. Schaut mal auf Facebook in den verschiedenen Hochzeitsgruppen vorbei – viele Dekoartikel bekommt Ihr hier verkauft. Ihr spart und nichts wird weggeworfen. Wahrscheinlich könnt Ihr Eure Deko nach der Hochzeit auch dort wieder weiter verkaufen.
Brautkleid:
Das Thema Brautkleid: extrem schwierig, ich weiß. Persönlich finde ich es unsinnig, ein Kleid für tausende von Euro zu kaufen, es für nur einen Tag zu tragen und anschließend fristet es den Rest seines Daseins im Schrank und wird garantiert nie wieder getragen. Man kann Brautkleider leihen oder auch Second Hand kaufen. Oder gleich nach einem Vintagedress Ausschau halten. Unter ökologischen Aspekten mit Sicherheit sinnvoller als ein durch chemische Verfahren in der Textilindustrie (am besten noch in China) hergestelltes neues Kleid.
Ein Second Hand Kleid kommt nicht in Frage?
Ich wollte auch ein neues Kleid zu meiner Trauung, habe mir aber dann ein festliches Abendkleid ausgesucht, dass zu besonderen Anlässen immer wieder aus dem Schrank kommt. Für mich erst mal ein guter Kompromiss. Niemand soll auf seinen Traum vom Brautkleid verzichten müssen und oft gibt es auch gar keine Möglichkeit ein Second Hand Kleid umschneidern zu lassen, geschweige denn ein passendes finden – dann einach im Brautmodengeschäft nachfragen, wo das Wunschkleid (das in der Regel ja erst bestellt wird) gefertigt wird, welche Stoffe verwendet werden und wo diese herkommen. Es gibt auch Label, die sich auf umweltfreundliche Stoffe spezialisert haben (z.B. elementar Brautmode) und nachhaltig angefertige Textilien anbieten.
Puristisch statt opulent:
Je weniger Schnickschnack, umso weniger Müll fällt an oder Energie wird verbraucht. Ich glaube, das ist selbsterklärend für jeden, der schon einmal einen IKEA-Marathon hinter sich hat 🙂
Digitale Welt:
Ideal wäre es, komplett auf Papeterie zu verzichten; keine Karten, keine Menü- oder Platzkärtchen. Die digitalen Möglichkeiten sind schließlich alle gegeben: Facebook-Gruppen, Hochzeitshomepage, E-Mail, altmodisch per Telefon oder SMS/Whats App. Wer auf hübsch gestaltete Einladungskarten nicht verzichten möchte, kann zumindest das “Save the Date” elektronisch abfahren. So kann man die Gäste frühzeitig über die Hochzeit informieren und bitten, den Termin frei zu halten – zum anderen bekommt man schon die ersten Rückmeldungen, wer nicht teilnehmen kann und spart eventuell umsonst versandte Einladungskarten. Und ein persönliches Telefonat ist doch auch schön…
Papierauswahl:
Soll es doch die klassische Papeterie sein, dann kann man auf ökologisch produziertes Papier setzen. Am besten also keine glanz- oder folienbeschichteten Sorten oder Gold- oder Silberprägungen. Auch beim Format kann man clever wählen. Je unkonventioneller das Format oder je mehr Seiten es sein sollen, umso teurer der Versand und umso mehr Papier wird verbraucht. Auch hier gibt es viele Anbieter, die umweltschonend und nachhaltig hergestelltes Papier in ihren Kollektionen führen.
Catering:
Das Essen ist mit Sicherheit einer der Hauptaktionspunkte einer Hochzeit – sowohl finanziell als auch als Teil des Ablaufs. Hier gibt es eigentlich zwei absolute Stichworte: Bio und regional. Und ja – am besten auch frei von Fleisch und Milchprodukten. Konventionelle Massentierhaltung (abgesehen vom ethischen Aspekt) verbaucht Unmengen an Trinkwasser und produziert Abfälle und Schadstoffe. Natürlich sind auch nicht alle pflanzlichen Lebensmittel automatisch “grün” – hier nur einmal die kontrovers diskutierten Sojaprodukte und Palmöl genannt. Wer auf Fleisch nicht verzichten will ist mit regionalen Produkten vom Biobauern um die Ecke ökologisch zumindest schon mal besser unterwegs als mit dem argentinischen Rindersteak.
Weitere Anregungen:
Regional und Saisonal:
- in der Nähe zum Wohnort heiraten (1. stressfreier und 2. spart Emissonen durch Auto oder Flugzeug)
- keine Hochzeiten mit der ganzen Gesellschaft in Übersee (wunderschön, aber nicht besonders ökologisch und meistens auch zu teuer für die Gäste. In den USA der absolute Hype unter dem Stichwort “destination wedding” wen es zum weiter lesen interessiert)
- Essensauswahl nach der aktuellen Erntesaison und von Herstellern aus der eigenen Region. Je weniger Exotik in den Gerichten und der Getränkeauswahl steckt, umso ökologischer ist man unterwegs.
- regionale und saisonale Blumen (vor allem bezüglich Saison lässt sich hier super sparen. Man bekommt Blumen zwar ganzjährig, aber zu völlig unterschiedlichen Preisen)
Fair Trade
Zum Beispiel für den Kaffee oder bei schokoladigen Gastegeschenken.
Mitnahmeboxen
Für übrig gebliebenes Essen bereit stellen, so muss nichts entsorgt werden.
keine Luftballons!
Auch wenn es einer der beliebtesten Hochzeitsbräuche ist – habt Ihr Euch schon mal gefragt, was mit den Ballons passiert? Genau, sie landen irgendwo und bleiben als nicht verrottender Kunststoffmüll zurück… verzichtet der Umwelt zu Liebe darauf. Alternativ könnt Ihr nach Luftballons aus Naturkautschuk schauen, diese werden laut Hersteller vollständig abgebaut.
Weitere Ideen unserer Facebook-Bräute:
Wir haben unsere Facebook-Bräute gefragt, was sie von Nachhaltigkeit bei Hochzeiten halten und welche Ideen sie dazu haben. Dabei sind noch einige tolle Ideen zusammen gekommen:
- (alte) Einmachgläser zu Kerzengläsern upcyceln
- Marmeladengläser oder Milchflaschen als Vasen
- zur Deko Wildblumen extra im heimischen Garten angesäht
- Luftballons, die vollständig verrotten (gibt es z.B. hier)
- Topfpflanzen als Tischdeko
- als Gastgeschenke Blumensamen (sog. Bienenfreunde, also Pflanzen, die besonders nützlich für heimische Honigbienen sind)
- Brautstrauß und Kirchendeko aus Stoffblumen
- Blumen vom Feld selber schneiden
Puh, das war ja schon mal eine ganze Mengen an Themen, die man doch alle super leicht in der eigenen Planung umsetzen kann?! Wir sind auf alle Fälle gespannt, wie sich dieser Trend in der Branche weiter entwickeln wird – schick feiern und dabei noch die Umwelt schonen? Eine klasse Win-Win-Situation!
Noch mehr Ideen? Dann hinterlasst uns einen Kommentar dazu.
Eure Alexandra
Titelbild von Pixabay
2 Kommentare
Tolle Ideen und man hat nicht so ein schlechtes Gewissen auf der Hochzeit… Aber ein Menü ganz ohne Fleisch? Ich glaube da machen die meistern unserer Gäste nicht mit 🙁
Naja es reicht ja, wenn man einfach schon die Fleischmenge reduziert und vielleicht eine vegane Vorspeise reicht. Dann fällt es nicht so auf 🙂